Im Forstamt Hessisch Lichtenau wurden Anfang Oktober 2022 über 130.000 Eicheln geerntet.
Klimawandel, Borkenkäfer, Kahlflächen – diese Begriffe sind dieser Tage in der Bevölkerung allgegenwärtig. Gerade in der Region des Forstamts Hessisch Lichtenau sind die Folgen der genannten Phänomene nicht zu übersehen. Als eines der am stärksten durch die Extremjahre 2018-2022 betroffenen Forstämter befinden wir uns in der Situation, Waldgebiete mit einer Gesamtfläche von weit über 3.000 ha wieder neu aufbauen, bepflanzen, in Kultur bringen zu müssen. Und zwar mit klimastabilen, naturgemäßen und standortsangepassten Baumarten. Die Traubeneiche (Quercus petraea) stellt eine dieser Baumarten dar. Doch dafür wird geeignetes Vermehrungsgut benötigt. Trotz der nach den Großschäden gleichbleibend übermäßigen Arbeitsbelastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Forstamts haben wir uns dazu entschlossen, unseren Beitrag für die Gewinnung geeigneten Vermehrungsguts zu leisten.

Die gesetzlichen Vorgaben regeln, dass ausschließlich Vermehrungsgut, also Saatgut oder Jungpflanzen, in deutschen Wäldern eingebracht werden darf, das ein bestimmtes Zulassungsverfahren durchlaufen hat. Diese Sorgfalt hat große Bedeutung, weil die Qualität des Vermehrungsguts für den Waldbestand der nächsten Jahrzehnte, bei Baumarten wie der Eiche sogar Jahrhunderte entscheidend ist. Im Forstamt Hessisch Lichtenau sind einige zugelassene Saatgutbestände, wovon in diesem Jahr ein Traubeneichenbestand im Revier Hundelshausen beerntet wurde. Rund 135.000 Eicheln kamen dabei zusammen, die einmal zu gut 80.000 Eichen heranwachsen. Ob im jeweiligen Jahr Eicheln geerntet werden können, hängt davon ab, wie viele Eicheln von den Mutterbäumen gebildet werden. Forstleute nennen Jahre, in denen Eichenbestände eine hohe Fruktifikation, also üppige Eichelbildung, aufweisen Mastjahre beziehungsweise Vollmasten. Allerdings können Pilze und Insekten die Eicheln bereits vor der Ernte abtöten, sodass die Ausbeute reduziert wird. Bei Vollmast-Jahren können bis zu 1,5 Tonnen Eicheln pro Hektar Sammelertrag erreicht werden. Daraus können rund eine halbe Millionen Bäume entstehen. Die Ernte im Forstamt Hessisch Lichtenau reicht für die Neuanlage von etwa 10 Hektar Kahlfläche. In Relation gesehen zu den über 3.000 Hektar Kahlfläche alleine im eigenen Forstamt wird die Notwendigkeit deutlich, qualitativ hochwertiges Saatgut zu gewinnen. Es kommt daher in ganz Hessen darauf an, viel qualifiziertes Saatgut zu gewinnen. Für neue Eichenbestände also konkret auf eines – Eicheln.