Steinwaldschüler pflanzen Wald für die Zukunft

12.12.2019

Bei herbstlichen Temperaturen kamen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7 A der Neukirchner Steinwaldschule ins Revier von Förster Michael Riebeling, um aktiv etwas für den Wald der Zukunft zu tun.

Die ambitionierten Schülerinnen und Schüler erhielten die Chance, mit eigenen Händen einen Teil des zukünftigen Waldes zu begründen. Auf einer kleinen Teilfläche, die mit einem Wildschutzgatter eingezäunt wurde, fanden die Schulkinder praxisnahe Bedingungen vor. Ziel war es, die etwa 0,3 ha umfassende Fläche mit bereitgestellten Rot-Eicheln von der Samendarre aus Hanau systematisch einzusähen.

Auf dieser Fläche stand vor Jahresfrist noch ein gesunder Fichtenbestand, der durch unzählige Borkenkäfer zum Absterben gebracht wurde. Nach der Aufarbeitung mit einer Holzerntemaschine blieben Kronenrestmaterial und Astreisig zurück. 

Schüler räumen Saatreihen frei (Foto: HessenForst)

Damit das knappe und damit wertvolle Saatgut optimal und sparsam ausgenutzt werden kann, bietet sich eine gewisse systematische Ordnung an. Dabei werden die Roteicheln in Linien in einem Abstand von etwa 25 cm innerhalb jeder Linie auf die Fläche eingepflanzt. Der Pflanzreihenabstand wurde mit 1,5 m bis zur nächsten Reihe festgelegt.

Soweit die Informationen und Vorgaben von Betriebsassistent Martin Bartsch-Stucke vom Forstamt Neukirchen. Die Schülerinnen und Schüler wurden von den unterstützenden Forstwirten in die Aufgaben eingewiesen. Zunächst musste sich jedes Arbeitsteam eine Pflanzreihe mit rot-weißen Fluchtstäben genau einmessen. Dann machte sich jedes Team mit einem gartengerätähnlichen Stechwerkzeug an das erste Pflanzloch in der Reihe. Das nächste Teammitglied legte die Roteichel in das etwa 7 cm tiefe vorbereitete Loch und ein weiteres Gruppenmitglied verschloss das Pflanzloch sorgfältig mit Erde. Wichtig ist eine ordentliche Ausführung der einzelnen Schritte. Die Eicheln benötigen zum Keimen direkten Kontakt zum Mineralboden und sollten mit etwa 5 cm Boden überdeckt sein. Diese Bedingung gestaltete sich auf einem Teil der Fläche als recht anspruchsvoll, weil sich an manchen Bereichen noch einiges Kronenrestmaterial befand. Die Schülerinnen und Schüler räumten sich die vorgesehenen Pflanzreihen frei. Dabei konnten die mitgebrachten Arbeitshandschuhe ausführlich getestet werden.  Die Arbeitsgruppen erkannten schnell, wie mühsam die Arbeit im Wald sein kann. Motiviert unterstützten sich die Gruppen gegenseitig und rasch kam es zu Spezialisierungen. Kräftig räumten die Jungs zu Beginn der Aktion die Pflanzreihen frei. Letzten Endes ausdauernder präsentierten sich die Schülerinnen, die bis zur letzten Minute freiräumten und mit einem besonders emsigen Jungenteam auch die letzten Reihen an diesem Tag vollpflanzten. 

Forstwirt Daniel Bendix hilft beim Einhalten der Saatreihen (Foto: HessenForst)

Bei geeigneter Witterung, nicht allzu vielen Mäusen und ausreichend Wasser stehen die Chancen zum Keimen der Eicheln recht gut, erklärte Martin Bartsch-Stucke. Der Wildschutzschutz bewahrt die gesetzten Eicheln vor dem Ausgraben durch Wildschweine. Nur so lassen sich die borstigen Feinschmecker von einer derartigen Delikatesse fernhalten.

Bleibt abzuwarten, ob die Bemühungen der Schülerinnen und Schüler fruchten. Aus einem kg Roteichensaatgut können bei guten Bedingungen bis zu 200 Sämlinge hervorgehen. Eine Eichel wiegt gut 3 g, so dass bei etwa 7.000 Roteicheln über 20 kg Saatmaterial in das 3.000 m² große Gatter planvoll eingebracht werden konnten. Wahrscheinlich können die Schüler beim Waldbesuch im nächsten Frühjahr auch das Ergebnis ihrer Arbeit in Form hunderter junger Eichen bestaunen. Aus waldpädagogischer Sicht soll bei solchen Aktivitäten den Schülerinnen und Schülern eine Kompetenz nahe gebracht werden, Dinge in ihrem zukünftigen Leben mit eigenen Augen zu betrachten und zu treffende Entscheidungen umfangreich zu bedenken. Diese Bildung für Nachhaltige Entwicklung soll ein Verantwortungsbewusstsein für Natur und nachwachsende Rohstoffe vermitteln und eine eigene Einschätzung von Sachverhalten unterstützen. Die Schülersaataktion im Forstamt Neukirchen fand auch bei den fleißig mitwirkenden Lehrern eine positive Resonanz. Für die im März 2020 angekündigte hessenweite Pflanzaktion im Wald wurden schon weit über 100 Schülerinnen und Schüler angemeldet.   

Die Schüler versahen „ihre“ Pflanzreihen mit Namen des Saatteams (Foto: HessenForst)

Freuen würden sich auch die beteiligten Mitarbeiter vom Forstamt Neukirchen. Trotz der momentanen schwierigen Situation in den Wäldern gibt die Belegschaft nicht auf und möchte die Chance, an Stellen wie dieser klimastabilere Baumarten aktiv einzubringen, nutzen. Je mehr standortgerechte Baumarten in einem Wald wachsen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, das Bäume den sich verändernden Klimabedingungen trotzen können und weiterhin ein stabiler artenreicher Mischwald wachsen kann.