… sind keine Ortschaften in Deutschland, sondern drei von 47 verschiedenen Blumen- und Grassorten, die Schüler der Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg auf einer Wildwiese im Forstamt Herborn ausgesät haben. Im April machte sich die Umweltschutz AG der siebten Klasse, mit ihrem Lehrer, Studienrat Timo Jung auf den Weg ins Revier Schelderwald, um die Arbeiten des Forstamtes zu unterstützen.
Das Klassenzimmer wurde kurzerhand für einen Tag in den Wald verlegt. Auf dem „Unterrichtsplan“ standen nicht Mathe, Englisch und Physik, sondern das praktische Arbeiten mit Hacken, Walze und Wildblumensamen. Die wohlverdienten Pausen genossen die Schülerinnen und Schüler bei belegten Brötchen und Getränken auf Sitzgarnituren mit idyllischer Aussicht.

Die zukünftige Wald(blumen)wiese wurde im Herbst letzten Jahres ebenfalls von Schülern der WvO und dem Forstamt Herborn eine ganze Woche lang vorbereitet. Ein mit Haselnuss, Schwarzdorn und Holunder zugewuchertes Tal wurde von dem selbigen befreit und die Fläche fein säuberlich freigeräumt und anschließend von einem Raupenmulcher gemulcht. Somit war der Boden hergerichtet für die Aussaat der Wildblumenmischung und es konnte dieser Tage losgehen.
Damit alle Beteiligten unverletzt nach Hause kamen gab es zu Tagesbeginn eine Sicherheitsunterweisung durch Forstwirtschaftsmeister Jens Müller. In einem kurzen Briefing wurden die Geräte und Werkzeuge erklärt, die an diesem Tag zum Einsatz kommen sollten.
Dass mathematisches Schulwissen durchaus auf berufliche Praxis trifft, merkten die Schüler bei der Planung der Saatfläche. 5 kg Samen sollten auf einen halben Hektar Fläche (5.000 m2) ausgebracht werden. Die dazugehörige Flächenlänge und Flächenbreite wurde ausgerechnet und die Eckpunkte mit Holzpflöcken und Sprühfarbe markiert. Der nächste Arbeitsschritt, den die Schüler zu erledigen hatten bestand darin, die Blumensamen mit Sägemehl sehr gut zu vermischen. Dies war nötig, damit beim Aussäen die Samen nicht konzentriert auf wenigen Quadratmetern zu Boden fielen, sondern sich großflächig verteilten.

Forstwirtschaftsmeister Dirk Müller führte die richtige Wurftechnik des Säens per Hand vor, sogleich konnte sich jeder Schüler als Sämann, bzw. als Säfrau ausprobieren. Als finale Aufgabe war es nötig, das Gemisch aus Samen und Sägemehl auf der gesamten Fläche mit einer Handwalze platt zu walzen, damit die Wildblumensamen Kontakt zum Mineralboden bekamen. Dies wurde in Zweierteams schweißtreibend erledigt.

Foto: J. Müller
Bernhard Klement, Funktionsbeschäftigter für Naturschutz des Forstamtes Herborn, rundete den Tag ab und erklärte wie die neu angelegte Waldwiese in der Zukunft gepflegt wird.
Ursprünglich war vorgesehen, 10 kg Wildblumensamen auf eine Fläche von einem Hektar auszusäen. Um die Gefahr einer misslungenen Saat aufgrund schlechten Wetters zu minimieren, entschied sich der zuständige Revierleiter Johannes Jolmes im Vorfeld, die Arbeiten auf Frühling und Herbst aufzuteilen. Eine nicht ganz unwichtige Rolle dabei spielten die Kosten. 10 kg Samen kosten ca. 1.000 Euro. Der hohe Betrag kommt zu Stande, da nur zertifiziertes Saatgut verwendet wurde! Das bedeutet, es sind nur Samen von Pflanzen mitteleuropäischer Herkunft in der Samenmischung. Dies wird streng geprüft. Die Gefahr, Neophyten (Pflanzen mit invasivem Charakter aus nicht heimischen Gebieten) auf der Fläche zu verbreiten ist somit gebannt!
Durch die Aufteilung der Saat ins Frühjahr und den Herbst erhalten weitere Schüler die Möglichkeit, an diesem Projekt mitzuwirken.
Das Anlegen dieser Wildwiese reiht sich in eine lange Liste einer mittlerweile über 10-jährigen Zusammenarbeit zwischen dem Forstamt Herborn und der WvO Dillenburg als nächstes Puzzleteil ein. Beginnend, auf Initiative von Studienrat Rainer Seliger nach dem Orkan Kyrill im Jahr 2007, mit der Pflanzung von über 60.000 Eichen, Fichten und Douglasien über den Bau von Hirschkäferburgen, Nisthilfen für Vögel und Insektenhotels, bis hin zu der Anlage eines Waldlehrpfades und der Verbesserung des Lebensraumes für den Schwarzstorch. Zudem konnten sich Sport-AG‘s der WvO bei „Kraftsport im Wald“ austoben.
Eine weitere Zusammenarbeit ist erwünscht, das Waldwiesenprojekt trägt dazu bei. Die Waldwiese kann bei Bedarf für Exkursionen und Pflanzenbestimmungsübungen in den schulischen Unterricht integriert werden und die angehenden Abiturienten können sich auf die Suche begeben nach Odermennig, Bocksbart und Pippau.