Internationaler Tag der Böden am 5. Dezember 2021
Der Waldboden lebt
Ein Stück humusreicher Waldboden, den man in zwei Händen halten kann, enthält bis zu 10 Milliarden Bodenlebewesen (hypersoil.uni-muenster.de). Damit ist die Biomasse und Artenanzahl an Lebewesen in der Erde viel größer als an der Bodenoberfläche.
Von den Kleinstlebewesen, z.B. Bakterien und Pilze, sind die meisten Arten noch nicht einmal erforscht. Das heißt, wir wissen noch nicht einmal, welche Funktionen diese Arten im Ökosystem übernehmen. Dabei sind es diese kleinen Lebewesen und Mikroorganismen, die wichtige Aufgaben erfüllen. Als Gesundheitspolizei sind sie maßgeblich für die Zersetzung von totem Material im Boden verantwortlich. Sie stellen damit den Bäumen die benötigten Mineralstoffe wieder zur Verfügung. Zudem beeinflussen sie die chemischen Anteile von Luft, Boden und Wasser indem sie Elemente fixieren (Stickstoff) oder freisetzen (Kohlenstoff). Die Vielfalt an Leistungen, die diese kleinen Organismen erfüllen können, können zur Lösung von bestehende Umweltprobleme beitragen. Dazu müssen wir das Wissen um diese kleinen Organismen weiter vorantreiben.
Aber auch den größeren Tieren im Boden kommen wichtige Funktionen zu. Bodenwühler, z.B. Maulwürfe, lockern den Boden. Regenwürmer sorgen für eine gute Durchlüftung des Bodens und ziehen organische Substanz wie Blätter, in tiefere Bodenschichten.
Einige größere Tiere, wie Füchse und Dachse, nutzen selbst gegrabene Höhlen im Boden zum Wohnen und zur Kinderaufzucht.
Insgesamt betrachtet leisten Böden einen erheblichen Beitrag zur Biodiversität in unserer Landschaft. Diese ist aber nicht nur durch direkte Belastungen der Böden gefährdet, sondern zunehmend auch durch den Klimawandel. In den Trockenjahren 2018 bis 2020 war bereits eine starke Abnahme der Regenwürmer zu verzeichnen.
Ohne Boden keine Bäume
Ohne fruchtbare Böden gäbe es keine Bäume. Böden dienen Bäumen zur Verankerung. Sie sind Nährstoff- und Wasserspeicher. In ihnen spielen sich die Kreislaufprozesse ab, die mit dem Entstehen und auch dem Vergehen von Leben verbunden sind. Böden bilden daher eine wichtige Grundvoraussetzung für die Existenz von Wäldern.
Bei der Bewirtschaftung von Wälder tragen unsere Försterinnen und Förster Sorge dafür, dass die Böden in ihrer Funktionsfähigkeit nicht beeinträchtigt werden.
Schwere Maschinen und der Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln sind grundsätzlich bei jeder Form der Bodennutzung problematisch. In der Forstwirtschaft wird durch gesetzliche wie auch betriebliche Regelungen diese Gefährdung auf ein unvermeidbares Minimum begrenzt. Im hessischen Staatswald ist daher:
- der Maschineneinsatz nur auf dafür vorgesehene Fahrbahnen, den „Gassen“ erlaubt.
- Pestizide dürfen nur in einer zuvor behördlich anerkannten Notlage, zum Beispiel zur Bekämpfung von Borkenkäfern eingesetzt werden.
- der Einsatz von Düngemitteln ist nicht gestattet. Das Ausbringen von Kalk zum Ausgleich von Säureeinträgen ist aus Bodenschutzgründen erlaubt.
Das Bundesbodenschutzgesetz verpflichtet seine Nutzer, den Boden in seiner Leistungsfähigkeit zu erhalten. Dies ist umso wichtiger, da der Boden nicht nur Produktionsstandort für den Forstbetrieb ist, sondern auch noch weitere Funktionen erfüllt, die im Klimawandel und mit Blick auf die Erhaltung der Biodiversität zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Der Boden als größter Kohlenstoffspeicher
Ein großer Teil des Elementes Kohlenstoff wird im Boden, der obersten, belebten Schicht der Erde, gespeichert. Aktuell speichern die Böden viermal so viel Kohlenstoff wie die Vegetation und doppelt so viel wie die Atmosphäre.
Kohlenstoff ist ein wichtiges Element, das im Wesentlichen den Treibhausgaseffekt der Erde beeinflusst. Der im Boden gespeicherte Kohlenstoff, kann den anthropogen verursachten Klimawandel sowohl deutlich abmildern aber auch enorm verstärken.
Gelingt es uns nicht, die Erderwärmung zu beschränken, dann werden die Böden große Mengen an Kohlendioxid zusätzlich freisetzen. Auftauende Permafrostböden, durch Wärme beschleunigte Mineralisierungsprozesse im Oberboden und austrocknende Moore sind Beispiele dafür.
Wasserspeicher Waldboden
Böden bestehen in der Regel zu ca. 50 Prozent aus Poren. Daher können sie Wasser speichern wie ein Schwamm. Von der Größe der Poren hängt es ab, ob das Wasser zeitweise durchfließt, dauerhaft im Boden gehalten wird oder gar nicht mehr für Pflanzen verfügbar ist.
Der Wasserspeicher des Bodens gewinnt bei Zunahme von Trockenperioden an Bedeutung, da sich Pflanzen in der Trockenperiode aus dem Wasserspeicher versorgen. Ist die Trockenperiode allerdings sehr lang und wird der Wasserspeicher nicht in den Wintermonaten wieder voll aufgefüllt, dann kommt es auch auf guten Böden zu einer erheblichen Trockenstressbelastung.
Humus im Boden wirkt sich grundsätzlich positiv auf den Wasserspeicher des Bodens aus. Kommt es im Klimawandel zu einem Abbau des im Boden gespeicherten Kohlenstoffs, dann verringert sich dadurch auch der Wasserspeicher, was zusätzlichen Trockenstress für die Vegetation verursacht.
Ausgeprägte Trockenheit wirkt sich auch in anderer Weise negativ auf den Wasserhaushalt von Böden aus. Trockene, humose Oberschichten haben eine wasserabweisende Wirkung. Fällt ein Starkregen auf einen komplett ausgetrockneten Boden, versickert das Wasser nicht im Boden, sondern fließt an der Oberfläche den Hang hinunter in den nächstgelegenen Bach. Dadurch steigt die Hochwassergefahr.

Fazit
Böden sind eine wesentliche Grundlage für die Vielfalt des Lebens auf der Erde. Aufgrund ihrer Speicherfunktionen bestimmen sie zusammen mit den Meeren das Weltklima. Anstatt sie zu versiegeln, zu verdichten oder der Erosion auszusetzen müssen wir sie sorgsam bewahren.